Das leichtsinnige Mietzel

      Das leichtsinnige Mietzel



      Schau unser Mietzel, unser gutes!
      Was hat das für ein lieb Gesicht. -
      Und raufen, balgen - nein, das tut es,
      Nein, nein! - das tut das Mietzel nicht.

      Ist so ein herzensgutes Kätzchen;
      Tut niemals einem was zuleid,
      So daß sogar das Gimpelmätzchen
      Ganz ohne alle Furchtsamkeit.

      Ja, selbst der Schnauz, der doch ein grimmer
      Griesgrämlichalter Knabe ist,
      Erlaubt dem Mietzel, daß es immer
      Mit ihm aus einer Schüssel frißt.

      Es war auch wirklich so possierlich,
      Wenn so für sich das kleine Ding
      Ein Fadenknäuel rasch und zierlich
      Bald von sich stieß, bald wiederfing. -

      Einst, als in frohem Jugenddrange
      Das Mietzel Schmetterlinge jug,
      Da schlich herzu mit leisem Gange
      Ein fremder Kater, schwarz und klug.

      Der Kater hat das Mietzel gerne,
      Das Mietzel hat ihn auch recht gern. -
      So schloß sie einst beim Licht der Sterne
      Herzfreundschaft mit dem fremden Herrn.

      Sie fragte nicht, wie er sich nannte,
      Sie wußte nur, er war ihr lieb. -
      Ach Gott! - und er war der bekannte
      Bruno; ein Mörder und ein Dieb. -

      Nun war es Abends in der Regel,
      Daß er mit ihr zum Walde ging,
      Und er schenkt' ihr schöne Krammetsvögel,
      Die Förster Kolb in Fallen fing.

      Das war nun wohl ein lustig Leben
      Und ging auch eine Weile gut -
      - Doch schau! - da kommt der Förster eben -
      Paff!! - Bruno schwimmt in seinem Blut!!

      Und Mietz entflieht voll Angst und Schrecken
      Und kommt durchs enge Gittertor
      Den Hunden, welche gierig lecken,
      Noch mit genauer Not zuvor.

      Gut! - denkst du nun. Die hat's gesehen,
      Wie man den bösen Dieb belohnt,
      Und wird nicht mehr von Hause gehen.
      Ach, nein! Sie war es schon gewohnt.

      Auf hohen Bäumen, in Gebüschen,
      Wo sie mit ihrer Beute sitzt,
      Weiß sie dem Förster zu entwischen,
      Dem seine Flinte wenig nützt.

      Doch der ist, wie die Jäger alle,
      In diesen Sachen auch nicht dumm.
      Er stellt dem Mietzel eine Falle -
      Schnapp! - Mietzel ist für ewig stumm! -

      Der Förster nimmt sie aus der Klappe
      Und trägt sie in des Kürschners Haus:
      »Vom Schwarzen machen Sie die Kappe,
      Hier schneiden Sie den Muff heraus!«

      Ein weißer Muff nebst schwarzer Mütze
      Sind fertig auf die Weihnachtszeit.
      Die Mütze ist für Försters Fritze,
      Der Muff für Försters Adelheid!

      Wilhelm Busch