Rodelnde Kinder

      Rodelnde Kinder



      Nun rodeln sie wieder den Kirchberg hinab,
      Die Dirnlein und johlenden Buben.
      Erst geht es gemächlich in mäßigem Trab,
      Dann holpert's durch Mulden u. Gruben;
      Am Friedhofstor kommt es richtig in Schwung,
      Und wird ein Rasen und Schießen,
      Es setzt über Gräben und Buckeln im Sprung,
      Vergleitet dann sacht in den Wiesen,
      Und unten endlich, am Glöcknerhaus,
      Da schwingt sich das wilde Getriebe aus.

      Schon kommen sie wieder talnieder gefegt,
      Zu vieren, zu dritt und zu zweien.
      Der Franz hat sich bäuchlings aufs Sitzbrett gelegt,
      Die Ankettler toben und schreien!
      Das wirbelt und saust und der Schneestaub blitzt,
      Daß sie vor Wonne erschauern.
      Und dort, wo die Kufe Funken verspritzt,
      Stehn schon wieder die ersten und lauern
      Und werfen, mit lockeren Bällen bewehrt,
      Auf jeden, der eben vorüberfährt.

      So geht es bergauf und bergab ohne Rast,
      Bis die Mütter rufen und winken,
      Allmählich der Schimmer des Tages verblasst,
      Im Dorfe die Hoflichter blinken.
      Zur Nacht, wenn der Westwind ans Fenster weht,
      Da hängen sie voller Vertrauen
      Als letzten Wunsch an ihr Abendgebet:
      Ach, lieber Gott, lass es nicht tauen!
      Dann schlafen sie froh und ermüdet ein-
      Und draußen fängt's wieder an, leise zu schnein.

      Johannes Linke