Die Tür



      Die Tür öffnete sich zaghaft, fast lautlos glitt sie auf, trotz ihres schweren, alten Holzes.
      Sie war gezeichnet von vielen Jahren.
      Kerben, Furchen und Absplitterungen zierten ihre Oberfläche und ließen sie aussehen wie eine hölzerne Landkarte.
      Diese Tür verbarg viele Schätze, Wünsche und Geheimnisse.
      „Clara, vorsichtig. Wir wissen nicht was uns dahinter erwartet.“ „Leo, sei kein Angsthase. Komm einfach hinter mir her“, flüsterten zwei aufgeregte Kinderstimmen und eine kleine Hand schob sich durch den Türspalt.
      Mit leisen Schritten betraten die zwei, den nur durch ein milchiges Dachfenster erleuchteten Dachboden.
      Andächtig blieben sie stehen.
      Der große Raum, der unendlich zu sein schien, war gefüllt mit unzähligen Kisten, Schränken und Kartons. In den Ecken stapelten sich Puppen, Teddys, Fahrzeuge und Spiele. Von den Dachbalken hingen Christbaumkugeln, goldenes und silbernes Lametta und weißes Engelshaar.
      Im spärlich hereinfallendem Abendlicht wirbelten die Staubflocken wie glitzernde Schneeflocken durch die Luft.
      Sie hatten es gefunden: Das Versteck des Weihnachtsmannes!

      ©Stefanie Bogner-Raab 11/2018