Mein Show don't Tell – bitte bewerten!

      Mein Show don't Tell – bitte bewerten!

      Es lässt sich nicht leugnen! Show don’t tell ist eine der wichtigsten Schreibregeln. (Auch wenn es Kritiker dieser Technik gibt.)Jedoch ist eine gute Beschreibung –, die sich wie ein Kino im Kopf anfühlen sollte –, wichtig – damit der Leser sich hineinversetzten kann.
      Leider lässt mein Schreibstil an Show don’t tell zu wünschen übrig. Jedes Mal, wenn ich einen Text in einem der Foren, wo ich angemeldet bin, stelle; kommen immer solche Kommentare wie »Schreib doch endlich!«, »Wovor hast du Angst?« oder »den kleinen Schnipsel können wir nicht kritisieren.«. Das heißt für mich, dass ich nur erzähle.
      Klar! Für diese Technik ist es wichtig, dass ich alle Sinne mit einbeziehe. Die Gedanken meines Charakters sinnvoll einbinde. Und vor allem dessen Gefühle zeige.
      Zu den Sinnen (die ich folgendermaßen beschreiben würde):
      Schmecken
      Erzählen: Max empfand das Sandwich, dass seine Mama zubereitet hatte, als lecker.
      Beschreiben: Max schloss seine Augen, um jeden einzelnen Bissen zu genießen. Der scharfe Geschmack des Senfes und das erfrischende Gefühl des Salates standen in Harmonie zu einander. Seine Mutter war eine großartige Köchin…, wenn nicht sogar eine 5-Sterne Köchin.
      Fühlen
      Erzählen: Der Stoff war weich.
      Beschreiben: Die Seide floss durch ihre Finger wie Wasser. Der rote Stoff glitzerte in der Sonne. Meine Herrin wird sich freuen, dachte Marie während sie lächelte.
      Sehen
      (Ok. Zugegeben. Das ist einfach.)
      Erzählend: Es hatte geschneit.
      Beschreibend: Erin machte große Augen als sie aus dem Fenster sah. Eine große Decke aus Schneeflocken hatte sich über die Nacht auf die Wiese vor dem Haus gelegt. »Mama? Mama?! … Es hat geschneit!«
      Riechen
      Erzählend: Die Plätzchen rochen köstlich.
      Beschreibend: Bevor Lisa das Puzzle fertig hatte, kitzelte ein Geruch in ihrer Nase. Mmh… der Geruch von Vanille! Fast schon hypnotisiert von diesem Geruch, stand sie auf und folgte ihm. Es lief ihr schon das Wasser im Mund zusammen.Als sie am Zielort, der Küche, ankam, stand ihre Mutter vor ihr mit einem Backblech in den Händen. »Na? Riecht man die Kekse schon durchs ganze Haus?«
      Hören
      Erzählend: Das Auto explodierte.
      Beschreibend: Mara hielt die Hände vor ihrem Mund. Wie schrecklich!, dachte sie als die Orange-, Rot-, und Gelbtöne der Explosion verblassten. Hoffentlich ist niemand etwas passiert. Doch Fehlanzeige! Eine Straßenecke weiter kam erneut ein Boom! Boom! Und Menschen rannten panisch davon.

      Und… Wie findet IHR es? Habt ihr Tipps? Vorschläge?
      Hi,
      ich nutze das hier, um auf einen gängigen Fehler im SdT aufmerksam zu machen. Viele Anfänger sind oft hilf- und haltlos und freuen sich, dass das SdT existiert. So sehr, dass sie leider eine Kleinigkeit verwechseln und diese Verwechslung droht in deinen Beispielen. (Ich betone "droht", denn an sich ist nix gegen die Bsp auszusetzen).
      SdT ist zunächst keine Schreibregel sondern eine Technik. Und Techniken sind immer FÜR ETWAS gut. Beim Schreiben geht es um das Herstellen von Atmosphäre, Spannung aber auch Charakteren. Dass das SdT am Ende des Tages den Unterschied zwischen guten und schlechten Erzählungen ausmacht, ist de facto falsch. Denn wenn eine Story NUR SdT hätte, würde das niemand lesen wollen.
      Lass es mich an einem deiner Bsp verdeutlichen:

      Schmecken
      Erzählen: Max empfand das Sandwich, das (!) seine Mama zubereitet hatte, als lecker.

      Beschreiben: Max schloss seine Augen, um jeden einzelnen Bissen zu genießen. Der scharfe Geschmack des Senfes und das erfrischende Gefühl des Salates standen in Harmonie zu einander. Seine Mutter war eine großartige Köchin…, wenn nicht sogar eine 5-Sterne Köchin.

      Beschreiben2: Simone hörte nicht auf zu reden. Und die Themen wechselten von Blumendeko zu Motto "Strandparty" und Kuchenbuffet. Vielleicht, dachte Max, sollte man nicht heiraten. Nur, um diesen ganzen Blödsinn zu entgehen. Simone lachte. Sie kaute. Sie schluckte. Sie redete. Und alles ohne Luft zu holen oder auch nur eine Sekunde die berühmten Füße still zu halten. Max' Mutter lächelte immerzu. Sie reichte Max den Teller über den Tisch, nickte pflichtbewusst und er hätte ein halbes Vermögen nur dafür gegeben, zu erfahren, was seine Mutter wirklich über Simone dachte. Er spießte eine Senfkartoffel auf und ließ sie einmal über die helle Soße rutschen. Bewundernswert einfach, wie die Gabelspitzen in den zierlichen, kleinen Kartoffelkörper stießen, ohne den Leib zu zerteilen. Als der Senfgeschmack über seine Zunge flutete, war es, als knippste jemand endlich Simone aus. Max schloss seine Augen, um jeden einzelnen Bissen zu genießen. Der scharfe Geschmack des Senfes und das erfrischende Gefühl des Salates standen in Harmonie zu einander. Seine Mutter war eine großartige Köchin…, wenn nicht sogar eine 5-Sterne Köchin. Über die Gabeln rutschte Stück für Stück seine Kindheit in ihn hinein. Und als der Teller leer war und Simone an seinem Arm klebte, ihm leise ins Ohr säuselte: "Ich liebe dich. Das wird ein ganz großartiges Leben", fühlte sich Max genauso leer und elend wie der Teller vor seinen Augen.

      Was macht das SdT hier? Es dient dazu, eine ganz konkrete Emotion des Charakters hervorzurufen. Es geht bei dem Ersetzen des Schmeckens nämlich nicht einfach nur darum, dass eine Sache ersetzt wird, sondern es geht um das Hervorheben einer bestimmten Erzählabsicht. Man kann, wenn man sich meine Passage mal anschaut, einige Sätze finden, die gar nicht SdT sind, zum Beispiel: "Er spießte eine Senfkartoffel auf". Aber der Grund für diesen Satz ist, die Aggression zum Ausdruck zu bringen, die er gegen Simone hat. Die überbordende Hinwendung zum guten Geschmack des Mutteressens: Ein Abwägen der Vergangenheit mit der drohenden Zukunft.

      Aber immer Vorsicht: Zu viel des Guten wirkt überbordend. Und der aktuelle Trend in vielen Genres geht weit, weit weg vom SdT und zum trockenen Erzählen.

      Beim SdT ist wichtig, dass es viele Varianten gibt, worauf man das Show werfen kann. Die Variante legt ihren Schwerpunkt auf das, was ich sagen will. Hier verwende ich etwa absichtlich das Wort "spießen", um die Aggression und die Anspielung auf "Spießbürgertum" einzubeziehen (klar, manches sieht man nicht, manches nur durch Tiefenanalyse). Genausogut hätte man sagen können: "Max nahm mit der Gabel eine Senfkartoffel auf.", tja, völlig andere Wirkung, obwohl es der SdT-Technik keinen Abbruch getan hätte.

      Kommen wir zum explodierenden Auto, denn hier zeigt sich die größte Schwäche des SdT: Sie nimmt mehr Raum in Anspruch als die Beschreibung. Das bedeutet: Erzählzeit und erzählte Zeit liegen weit auseinander. Das ist ein Hemmnis für Action-Sequenzen. Wenn ich Spannung erzeugen will, MUSS ich auf SdT als Technik verzichten, weil ich Tempo verliere. Ich muss kurzatmiger werden, kürzere Sätze bringen und schlaglichtartig werden. Man vergleiche:

      Show:
      "Mara hielt die Hände vor ihrem Mund. Wie schrecklich!, dachte sie als die Orange-, Rot-, und Gelbtöne der Explosion verblassten. Hoffentlich ist niemand etwas passiert. Doch Fehlanzeige! Eine Straßenecke weiter kam erneut ein Boom! Boom! Und Menschen rannten panisch davon."

      Tell:
      "Mara sah über die Schulter. Kevin war hinter ihr. Gut so. Sie wollte es diesem Lackaffen ja schon immer zeigen. Und dass er jetzt beim Firmenlauf hinter ihr zurückblieb und keine andere Wahl hatte, als - wie sagte Ben immer so schön? - ihren Staub zu fressen, das war einfach ein Genuss. [man beachte: langer Satz, nimmt Tempo raus: laut SdT: Der Prota hat Zeit, sich Gedanken zu machen, er ist - obwohl am Laufen - weitschweifig im Denken und Fühlen und Erleben, das dient als Kontrast, zu dem, was gleich passieren wird]
      Ein Genuss, zum ersten Mal kam ihr dieses Wort in den Sinn, wenn es um Kevin Taborski ging. Sein Kopf war inzwischen so hochrot, dass man Angst haben musste, er würde gleich platzen. Mara kicherte. Sie bog um die Ecke Steinfeldstraße. Es war das beste Laufwetter. Nicht zu heiß und nicht zu kalt. Und die Menschen, die hier links und rechts an den rot-weißen Markierungen standen jubelten, hielten Fähnchen in die Luft, schwenkten ihre Mützen und Mara dachte sofort an Ben, der irgendwo da vorne stehen musste. Da vorne beim Getränkestand, der direkt am Schillerparkplatz aufgebaut worden war. Sie sah wie zufällig zum Parkplatz und ihre Aufmerksamkeit wurde von dem gelben Mustang auf sich gezogen. Es war 19:21 Uhr. Das Auto explodierte.
      Eine einzige Sekunde. Länger kann eine Explosion nicht dauern, oder?
      Im nächsten Augenblick flogen Trümmer. Sie hörte Kevin kreischen. Es regnete. Regnete Trümmer. Scherben. Blut. Sie rannte irgendwie trotzdem. Als ob der Körper auf Automodus gestellt wäre. Die Schritte, die jetzt knirschten. Die Scherben, die durchs Fleisch schnitten. Sie stürzte. Ein schwarzer Rauch donnerte über die Menge hinweg. Sie hörte keine Sirenen! Keine Sirenen. Nur eine weitere Detonation. Nur weitere schreiende Menschen.
      Es klingelte in ihren Ohren. Alles wurde dumpf. Jemand stürzte über sie, klatschte vor ihr auf den Boden.
      Ein schwarz-weißes Band flatterte über die Straße. Sie sah einen Fuß vorbeirollen.
      (Oh mein Gott, ist das meiner?)
      Plötzlich Kevin, der sie auf die Beine zerrte.
      Er schrie: "Schüsse!" und das war genauso absurd, als ob er "Melonen" gesagt hätte. Aber dann sah Mara, noch während er sie auf die Beine zerrte, die schwarzen Maskenmänner. Die Maschinengewehre, die in die Luft feuerten. In den Himmel.
      "Wann sind wir tot?", schoss es Mara in den Kopf. Und dann detonierte die dritte Bombe und ihr wurde bewusst, dass der Marathon vorbei war. Und nicht nur der. Kevin zerrte sie in eine Seitengasse. Und die Stille war so groß, als ob die ganze Welt tot wäre.

      Man beachte auch hier: viele Tell-Elemente. "Kevin zerrte sie in eine Seitengasse" z.B. Weil es keinen Sinn hat, dass eine personale Erzählerin hier groß Show-Gedanken verliert.

      Du siehst: Technik, aber keine Regel. :)

      Hoffe, ich hab geholfen.

      Liebe Grüße
      Deep POV ist im Prinzip nichts anderes als Sdt.

      „Deep Point-of-View ist eine Technik, die die Mauer zwischen dem Leser und dem Point-of-View-Charakter niederreißt. Es zielt darauf ab, jedes Hindernis zu beseitigen, daß dem Leser im Weg steht um alles zu erfahren, was der Charakter erlebt.“,

      heißt es auf einer britischen Selfpublisher-Seite: Standout Books

      Allerdings wird auch hier angemerkt, daß es ein Stilmittel ist, das nicht durchgehend Verwendung finden sollte.
      Für mich ist Sdt eines der nervigsten Stilmittel, wenn es falsch benutzt wird.
      Bleiben wir beim Sandwich. Ist der Geschmack wichtig? Führt uns die Geschichte noch einmal zurück an diesen Punkt? Sucht der Junge später nach dem perfekten Sandwich? Oder... isst er eben nur gerade das Sandwich. Müssen wir das überhaupt wissen?
      Gemessen daran, dass erzählt werden soll, was die Geschichte voranbringt, ist Sdt an der falschen Stelle eine sich aufblasende Nervensäge. Es gibt Autoren, auch bekannte, die das ständig nutzen. Ich ... lese das maximal zehn Seiten, dann ist Ende. Dazu ist mir meine Zeit zu schade. Ich erinnere mich an einen Bestseller, in dem eine halbe Seite lang beschrieben wurde, wie sich der Polizist seine Zigarette aus der Hemdtasche holt und anzündet. Ich denke, es sollte wohl irgendwie Atmosphäre schaffen, aber für mich war das totaler Dump. Dann folgte auf der nächsten Seite die Beschreibung der Stadt. Dort wurde dann auf Sdt weitestgehend verzichtet, doch stattdessen der Synonymsucher bemüht. Es war also eine schmutzige, stinkende, dreckige, übelriechende, vermüllte, verdreckte ...usw. Zwei Zeilen lag ... Nun, vielleicht wäre es besser gewesen, an dieser Stelle ein Bild der Stadt zu zeichnen, anstatt dem Leser diesen quarzenden Bullen in den Kopf zu setzen. Aber - war ja ein Bestseller.
      Ich leiste mir jedoch ohnehin meinen eigenen Geschmack. Also kann ich nur empfehlen: Fragt euch, ob es gerade wichtig ist, was die Figur tut und ob es wichtig ist, dass der Leser an dieser Stelle nah dabei ist. Ich mein, wer will schon alles wissen. Bei manchen Autoren bist du froh, wenn der Protagonist nicht aufs Klo geht ... ;)