Zum 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz

      Zum 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz



      Heute jährt sich zum 75. Male die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz.

      Wobei das Wort Befreiung kaum zutreffend ist, denn kurz bevor die russischen Truppen das Lager erreichten, wurde das Lager evakuiert.
      Die Nazis verstanden unter Evakuierung allerdings einen menschenverachtenden Todesmarsch. Sie trieben ungefähr 60.000 Menschen Richtung Westen und wer nicht mehr gehen konnte, wurde gleich an Ort und Stelle erschossen.

      Als die russischen Truppen eintrafen fanden sie gerade mal noch 7000 Insassen vor, die dem Tod näher waren als dem Leben.

      Das ganze Ausmaß des Grauens offenbarte sich erst später.
      Zwischen 1940 und 1945 wurden ca. 1,5 Millionen Menschen in den Gaskammern allein in Auschwitz umgebracht.

      Insgesamt gab es ca. 20 Millionen Gefangene in 42.500 Lagern, von denen die wenigsten überlebt haben.

      Das darf niemals vergessen werden!


      Es geht dabei nicht um eine Schuldfrage.
      Die Nachkriegsgenerationen tragen keine Schuld, an den Verbrechen der Nazis.

      Aber sie tragen Verantwortung!

      Verantwortung dafür, daß so etwas nie wieder passiert.

      Ganz besonders, wenn man sich ansehen muss, wie immer weniger Menschen etwas über die schreckliche Zeit des Holocaust wissen.
      Einer CNN-Umfrage zufolge, wissen etwa 40 Prozent der deutschen Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 18 und 34 wenig bis gar nichts über die Zeit des Nationalsozialismus und des Holocaust.

      Das spielt den neuen Rechten natürlich in die Hand.
      Allen voran profitiert davon die AfD, die sicher keine Alternative für Deutschland, sondern eher eine Alternative für die NSDAP ist.
      Denn die AfD ist alles andere als eine demokratische Partei, sie ist genau das Gegenteil.
      Die Mitglieder dieser Partei verwenden dieselbe Rhetorik, wie einst die Nazis. Und sie bedienen dasselbe Weltbild. Dabei negieren sie natürlich, daß sie irgendetwas mit dem Nationalsozialismus zu tun hätten, schließlich wären das Sozialisten gewesen.
      Daß der Nationalsozialismus in etwa so viel mit Sozialismus zu tun hatte, wie die DDR mit Demokratie, wird natürlich verschwiegen.
      Stattdessen wird relativiert. Für einen Alexander Gauland ist zum Beispiel die Zeit des Nationalsozialismus ein Vogelschiß. Mit aller Macht versuchen die Neonazis der AfD, um nichts anderes handelt es sich, die Erinnerungen an die Zeit zwischen 1933 und 1945 aus den Köpfen der Menschen zu tilgen.

      Das sieht man auch an der Gedenkstätte in Auschwitz, bei der es immer wieder zu Übergriffen durch Rechte kommt.
      Volkhard Knigge ist Historiker und seit 1994 Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. In dieser Funktion berichtet Herr Knigge von zunehmenden Vorkommnissen durch Rechtsgerichtete. In einem Interview mit der „Neuen Westfälischen“ berichtet er über geplante Aktionen von Neonazis.
      „In den Besucherbüchern finden sich zunehmend Eintragungen, die Nationalsozialismus und auch die Konzentrationslager als sinnvoll und gut für die Deutschen bewerten“, sagte Volkhard Knigge in dem Interview.
      Er berichtet darüber hinaus, daß Rechte sich unter Besuchergruppen mischen und auf einen günstigen Moment warten, um Opferzahlen infrage zu stellen oder den Holocaust zu leugnen.
      Häufig werde das mit Smartphones aufgezeichnet. So profilieren sich die Neonazis im eigenen Umfeld.
      Äußerungen wie „wären die Lager noch in Betrieb, hätten wir kein Ausländer-Problem“ seien ein „ernstzunehmendes Indiz, daß etwas wegbricht an Geschichtsbewusstsein, an mitmenschlicher Sensibilität und an politisch-demokratischer Orientierung“, sagte Knigge unter anderem der Zeitung.
      Hier muss gegengesteuert werden!

      Seitens der Lehrer in den Schulen, seitens der Eltern, aber auch seitens der Politik.
      75 Jahre wegsehen und Blindheit auf dem rechten Auge sind einfach genug!

      Der eiserne Besen muß her, Judikative und Exekutive müssen von rechter Ideologie befreit werden. Bei der Legislative gestaltet sich das vielleicht etwas schwieriger, aber auch da sollte kurz- bis mittelfristig die rechte Ideologie ausgemerzt werden.

      Es ist natürlich nicht so, daß es nicht auch Gräueltaten in anderen Ländern gab oder vor dem Nationalsozialismus.
      Soldaten aller Epochen und Nationalitäten haben schon Kriegsverbrechen begangen. Auch Genozide sind in der Geschichte nichts Neues.
      Doch die Industrialisierung der Massenvernichtung von Menschen, das war eine neue Qualität der Menschenverachtung, die ausschließlich die Nationalsozialisten hervorbrachten.

      Darum sage ich, vergessen ist ein Verbrechen!



      Bild: Bundesarchiv, B 285 Bild-04413 / Stanislaw Mucha / CC-BY-SA 3.0