Stille Nacht 2020

      Stille Nacht 2020




      Ich habe ernsthaft versucht etwas Schönes für diesen Adventskalender zu schreiben.
      Es geht nicht. Ich kann es einfach nicht. Zu bescheuert sind die Menschen und sie machen es mir immer schwerer, das Schöne in ihnen zu sehen.

      Hier also mein unschönes Weihnachtsgedicht:

      Stille Nacht 2020

      Stille Plätze, stille Straßen,
      Überall noch grünt der Rasen.
      Weihnachtslockdown aller Orten.
      Bei 13° Sandalen horten.
      Wo ist sie hin? Die weiße Zeit?
      Die Ruhe und Besinnlichkeit?

      Corona zwingt uns drin zu bleiben.
      Wie soll man sich die Zeit vertreiben?
      Kein Weihnachtsmarkt und kein Glühwein,
      Kein Kaufrausch und kein Gänsebein.
      Keine Oma zu besuchen,
      Kein Klopapier und kein Lebkuchen.
      Langeweile schleicht sich ein,
      Lässt uns vor Verzweiflung schrei‘n.
      Wie soll man da in Stimmung kommen?
      Erinnerungen sind verschwommen.
      Am Glühweinstand war’s weihnachtlich,
      Bis torkelnd man nach Hause schlich.
      Im Kaufhaus es stets besinnlich war,
      Kreditkarten glühten jedes Jahr.
      Zur Weihnachtsfeier: Hoch die Tassen!
      Mal ordentlich die Sau rauslassen!
      Ja! So war die schöne Zeit.
      Moderne Fest-Besinnlichkeit.

      Doch niemand stoppt den Feierwahn.
      In Christus‘ Namen heißt es dann:
      Fressen, saufen, konsumieren,
      Geiz ist auch geil, auf allen vieren.
      Ist das der Weihnacht neuer Sinn?
      Selbst Nächstenliebe ist dahin.

      Man könnte es als Chance sehen.
      Corona als Geschenk verstehen.
      Damit wir wieder runterschalten,
      Einfach einmal innehalten.
      Damit wir wieder Boden spüren
      Und hinterfragen die Allüren.
      Mit Glück besinnen wir uns wieder,
      Singen zusammen Weihnachtslieder.
      Erfreuen uns an kleinen Dingen.
      Muss uns ein Virus dazu zwingen?


      © Dirk Jäger, 10/2020