Sockenloch und Siggi

      Sockenloch und Siggi



      „Und das da“, Sockenloch setzte sich auf eine Zitrone, „ist ein Todesstern. Damit fliegen wir jetzt direkt in den Himmel und zerstören andere Planeten.“
      Der grüne Kobold wippte auf der Zitrone im Spülbecken auf und ab.
      Siggi schaute ihn mit grossen Augen an.
      „Waf if ein Dodeffen und waf if ein Paned?“
      „Das verstehst du noch nicht, kleines Schwesterchen, das sind Geschichten, die oben in den Sternen passieren.“
      „Gefifden in den Ftenen?“, lispelte Siggi aufgeregt und hüpfte vor ihm auf und ab. „Bitte erfähl eine Ftenen-Gefifde, Sogloh!“
      Sockenloch rutschte von der Zitrone herunter und kratzte sich am Kinn. Hm, eine Geschichte ...
      Da entdeckte er die unglaublich riesige Dose auf dem Esstisch – tausend Mal besser als eine Geschichte!
      „Siggi, guck!“ Er nahm Anlauf und sprang vom Spülbecken direkt auf den Tisch.
      War die Menschenmama wieder mal dem Backwahn verfallen? Konnte es sein, dass diese grosse Dose bis zum Rande mit Keksen gefüllt war? Sockenloch lief das Wasser im Munde zusammen. Möglich wäre es schon, es war Adventszeit!
      Siggi folgte ihm auf wackeligen Beinchen.
      „Sogloh, nift fo fnell! Wo willft du hin? Waf ift da auf fem Fiff?“
      Neugierig hüpfte sie hinrunter, zog sich am Stuhlbein hoch und kletterte zu Sockenloch auf den Tisch.
      „Diese Dose ist voll mit Keksen, da bin ich mir sicher! Komm, lass uns ein paar essen.“
      Siggi zögerte.
      „Aber Mama will nift, daf wir ftehlen.“
      „Das ist nicht stehlen, wir leihen uns nur ein paar Kekse aus und geben sie später, wenn wir selbst welche gebacken haben, wieder zurück, ok?“
      Damit schien Siggi zufrieden zu sein, sie nickte.
      Sockenloch stemmte sich gegen den Deckel.
      „Puh, der sitzt aber fest.“ Er drückte sich mit seinem ganzen Gewicht dagegen – nichts passierte.
      „So geht das nicht“. Sockenloch schaute sich um. Ah, da lag eine Gabel. Er zog die Gabel heran, klemmte das Ende der Gabel unter den Deckel, so dass die Zacken, die auf dem Tisch lagen, nach oben zeigten und betrachtete zufrieden sein Werk.
      „Sogloh?“, Siggi zupfte ihn am Hemd.
      „Waf haft du vor?“
      „Keine Angst, Schwesterchen, ich werde hier auf diese Gabel springen, durch mein Gewicht wird es das Gabelende hinaufdrücken und den Deckel wegspicken.“
      Siggi schielte zur den spitzigen Gabelzacken.
      „Mama had gefad, wir follen vorfichtig fein.“
      „Aber ich bin vorsichtig, ich hab alles unter Kontrolle! Das ist wirklich nicht gefährlich. Schau, ich klettere hier auf die Gabel und dann hüpfte ich so fest ich kann, bis sich..“
      PENG!
      Die Dose sprang mit einem Knall auf. Heraus quoll Geschenkpapier. Der ganze Tisch war übersäht mit silbernem Papier, glitzernden Sternen und roten Bändern.
      Na, das waren aber tolle Kekse, dachte Sockenloch enttäuscht. Siggi kauerte neben ihm und nuckelte am Daumen.
      „Keine Kekfe?“
      Sockenloch hob sie auf und drückte sie an sich.
      „Nein, heute keine Kekse.“

      ©Milena Tebiri