Enid Blyton

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      So, ich sitze am PC und ich habe Arbeit. Ein ganzes Manuskript raubt mir den letzten Nerv. Ich hab aber mehr Lust darauf, jetzt eine kleine Kurzgeschichtensammlung mit einer Freundin weiter zu schreiben. Und eigentlich, naja, eigentlich gefällt mir gerade kein einziger Satz, den ich da anfange.
      Oft hilft ja das Internet. Also die Strategie lautet: Kurz surfen , kurz neue Impulse ins Gehirn hochladen. Dann mit frischen Ideen, neu ans Werk.
      Das Internet ist eine Interessensblase. Es zeigt mir nur Sachen an, die mich auch interessieren und die zu meiner Welt gehören. Deshalb direkt der erste Artikel: 50 Jahre seit Enid Blyton tot ist. Ok. Ich klicke an.
      Sie hat 700 Bücher geschrieben? Was zur Hölle. Und dann heißt es in dem Artikel, dass sie wahrscheinlich 35 Seiten pro Tag geschrieben hat. Wow.
      Also jetzt bin ich sprachlos. Ich drehe mich zum Buchregal um. Hab ich überhaupt ein Buch von ihr? Als Kind hab ich die Kassetten von den Fünf Freunden rauf und runter gehört. Ich hab die Abenteuer der fünf immer mehr gemocht als die von TKKG. Irgendwie fand ich Enid Blyton authentischer. Obwohl die ja fünf Kids auch mal in Höhlen Piratenschätze fanden und kaum war der Zirkus in der Stadt, war da auch sofort ein Schmuggler dabei. Sommerferien bei Enid Blyton begannen immer träge und langweilig, irgend jemand hatte eine ganz banale Idee à la „Komm und lass uns zelten gehen“ oder „wie wär es, wenn wir mal wieder einkaufen gehen?“ Und dann verstrickte man sich in wilde Abenteuer.
      Das Besondere an Enid Blyton für mich war immer, dass das Abenteuer hinter jeder Ecke auf einen lauern konnte. Das Leben bei Blyton war nicht einfach nur larifari. Es war mysteriös aber vor allem: Es war zu bewältigen, wenn man Freunde hatte, mutig war und klug.
      Hanni und Nanni hatte ich nie gelesen. Internatsgeschichten, Pferdegeschichten, das war nie wirklich meins.
      In ein paar Artikeln über sie kann ich lesen, dass es in ihren Geschichten nie um Moral oder eine Lehre ging. Es war die meiste Zeit eigentlich nur gemütliche und authentische Geschichten für Kinder. Auf Wikipedia wird Enid Blyton zitiert, sie habe als Kind immer zum Einschlafen auf Geschichten gewartet, die nicht von ihrem Willen abhingen, „sondern mich einfach überfielen“. Geschichten also, in die man eintauchte und in denen man versank. In denen einem die Dinge widerfuhren und von denen man mitgerissen wurde. Ich mag diese Vorstellung von Literatur. Sie entspricht auch meiner Idee von guten Büchern. Vor allem Jugendbücher sollten so sein. Klar, natürlich liebe ich es auch, wenn mich ein Buch intellektuell reizt, wenn ich mich wie bei Thomas Mann durch die Sprache durchwälzen kann. Aber wenn ein Buch einem wie eine Lawine vorkommt. Dann sind Geschichten genauso intensiv wie das Leben. Und deshalb widerspreche ich jetzt Mal dem Autor des Artikels, der behauptete, Enid Blytons Stories hätten keine Lehre oder Moral. Sie bringen einem Kind bei, wie das Leben funktioniert und wirkt: überwältigend. Aber auch bewältigend.
      Vielleicht les ich meiner Tochter demnächst Hanni und Nanni vor. Dann werde ich ja sehen, ob meine Vermutung auch auf diese Bücher zutrifft oder nur auf die fünf Freunde.

      Bild: Archiv El Universal
      Ich fand an Fünf Freunde cool, dass sie immer interessante Leute getroffen haben. Fahrendes Volk, Zigeuner, Zirkusleute usw. Die Folgen waren mir am liebsten. Allerdings war ich mehr TKKG Fan, obwohl ich nicht in deren Stadt leben wollte. Da passieren mehr Verbrechen als bei den Rosenheim Cops.

      Ich hoffem ich zerstöre dir nicht deine Kindheit, wenn ich dir sage, dass Blyton nur 22 Fünf Freunde Bücher geschrieben hat und andere Autoren die Reihe fortgesetzt haben. :)
      Du zerstörst nix, weil ich das schon wusste. ^^
      Ich fand es nur erschreckend, wie ambigue über sie geschrieben wird. Einerseits ist sie eine beliebte Kinderbuchautorin, andererseits hängt ihr das auch als Makel an: Sie sei keine gute Schriftstellerin gewesen, weil NUR KINDER ihre Bücher toll fanden. Bei so vielen veröffentlichten Büchern sei auch klar, dass sich alles immer wieder wiederholt, dass immer alles Schema-F ist. Kinder mögen das berechenbare, hieß es. Und dann noch: Es gäbe keine Moral darin, das mögen Kinder auch. Aber sie sei halt nie eine große Autorin gewesen. Dem würde ich so ohne weiteres nicht zustimmen wollen.